Der Europa-Park hat seine bisher größte Investition von über 25 Millionen Euro mit dem Namen Voletarium eröffnet. Dabei handelt es sich um ein Kino, wo der mit Effekten untermalte Film auf eine Halbkuppel projiziert wird und die Besucher in einer Gondel wie bei einer Seilbahn sitzen, welche sich synchron zum Film bewegt. Alle bodenlosen Gondeln werden während des Films parallel zur Leinwand positioniert und durch Hydraulikzylinder in sämtliche Richtungen dynamisch bewegt, so dass die Fahrgäste in ihren Sitzen sanft dahin schweben. Wind, Rauch, Wasserdampf und sogar Düfte verstärken die Flugsimulation in Europas größtem Flying Theatre. Zwei Kinosäle mit jeweils sieben Gondeln, wobei in jeder zehn Personen nebeneinander sitzen, ermöglichen eine Kapazität von 140 Personen pro Vorstellung. Ein Film dauert ca. viereinhalb Minuten, woraus eine theoretische Gesamtkapazität von 1.400 Personen pro Stunde resultiert inkl. Ein- und Ausstieg der Passagiere. Pro Saison sind das theoretisch 3,5 Millionen Menschen. In jedem Kinosaal sind die Gondeln auf drei Ebenen verteilt, oben befinden sich drei, in der Mitte ebenfalls drei und unten ist eine Gondel angeordnet. Die Höhe der 450 Quadratmeter großen gekrümmten Leinwand beträgt 16 und ihre Bildschirmdiagonale 21 Meter. Auch ohne Flugsimulator ist allein schon dieser riesige Anblick sehr imposant. Die Premierengäste waren vom Fahrgefühl restlos begeistert. Kommentare wie: „Meine Erwartungen wurden noch übertroffen“ oder „unfassbar, was die heutige Technik alles möglich macht“ spiegeln das fantastische Erlebnis wider. „So eine Attraktion haben Sie noch nie erlebt“, titelte der Europa Park in einem seiner Trailer zum Voletarium und damit hat er nicht übertrieben. Die Symbiose von Film, klangvoller Musik, harmonischen Bewegungen der Gondeln und den unterstützenden Spezialeffekten wurde perfektioniert. Für die Parkbesucher eröffnet das als Fluginstitut der Gebrüder Eulenstein thematisierte Voletarium am 3. Juni 2017.
Imposante Technik
Um das bildgewaltige Erlebnis zu ermöglichen werden drei hochauflösende Hochleistungsprojektoren pro Leinwand benötigt, welche an der Decke befestigt sind. Allein einer davon kostet bereits 125.000 Euro. Jeder Projektor zeigt eigene Teilbereiche des Films, die auf der speziell beschichteten Projektionsfläche miteinander verschmelzen. Dementsprechend mussten bereits während der Filmaufnahmen mehrere Kameras gleichzeitig eingesetzt und unter einem Helikopter oder einer Drohne montiert werden.Die Bewegungen der schwebenden Gondeln in alle Richtungen werden durch sechs riesige Hydraulikzylinder pro Gondel ermöglicht, wovon nur einer alleine 150 Kilogramm wiegt. Sie ermöglichen ein sehr angenehm sanftes Fluggefühl, welches sehr realistisch wirkt. Hersteller des dynamischen Fahrgeschäfts ist das taiwanesische Unternehmen Brogent. „Sie haben unter allen Anbietern, das flexibelste, wendigste und kraftvollste System“, resümierte Michael Mack. Der verbaute Stahl kommt aus Belgien, die Leinwände wurden aus China durch die österreichische Firma Kraftwerk importiert und vor Ort exakt zugeschnitten sowie installiert. Im Disneyworld Florida Epcot und Disneyland California hat sich das Attraktionssystem Flying Theatre bereits seit Jahren als Publikumsmagnet für alle Altersgruppen bewährt, wo ebenfalls sinnliche Flüge über Landschaften perfekt simuliert werden.
Auf persönliche Anfrage von Freizeitpark-Welt.de wurde uns bestätigt, dass es theoretisch möglich wäre in beiden Flugsälen zur gleichen Zeit verschiedene Filme zu präsentieren. Das System ist sehr flexibel, sogar ein Zufallsgenerator könnte berücksichtigt werden. So könnte man zum Beispiel Sondervorstellungen mit andersartigen Filmen für spezielle Veranstaltungen jederzeit realisieren. Der Europa Park will jedoch seiner familienbewussten Tradition treu bleiben und alle Altersgruppen mit ihrem Voletarium ansprechen. „Ansonsten würde dies zu Lasten der Kapazität gehen“, begründet Michael Mack. Die digitale Technik ist auch in den Freizeitparks immer weiter auf dem Vormarsch. Durch digitale Spiele und Apps wird zusätzlich im direkten Zusammenhang mit dem Voletarium ein noch größerer Mehrwert erzielt.
Thematisierung und der "Adventure Club of Europe"
Die Besucher tauchen in die umfangreiche Hintergrundgeschichte des „Adventure Club of Europe” ein. Dem Environment Story Telling nach vereint er Europas Abenteurer seit 1716. Die Fahrgäste lernen die Flugpioniere Egbert und Kaspar Eulenstein kennen, welche mit innovativen Fluggeräten schon vor Jahrhunderten experimentierten. Elf Szenerien offenbaren den Besuchern mit vielen liebevollen Details die Erfinderwelt der Eulensteins, um auf das Flugabenteuer einzustimmen. „Wir entschieden uns, die Attraktion nicht auf ein Thema zu beschränken, so dass in Zukunft auch andere Filme gezeigt werden können“, kommentiert das Management des Europa-Parks. „Wir erschufen ein fiktionales Institut, einen Ort, an dem vor hunderten von Jahren die genialsten und verrücktesten Fluggeräte erfunden wurden”. Die Großattraktion lässt seine Besucher an den technischen Ideen und Experimenten der beiden Flugpioniere teilhaben. Der Storyline nach, verfolgten die wagemutigen Brüder mit großer Leidenschaft die Verwirklichung ihres Kindheitstraums, frei wie ein Vogel zu fliegen und genau dieses Gefühl wird den Fahrgästen sehr beeindruckend vermittelt. Symbol des Voletariums ist ein geflügeltes „V“, das überall im Institut auf Fliesen, Fenstern, Emblemen und Wappen zu finden ist. Im Anstehbereich gibt es für die wartenden Besucher einiges zu entdecken. Für die Natur- und Technik Verliebten Gebrüder Eulenstein ist ihr Institut ein „Denkmal des Unfassbaren“. Ihr Flugapparat, der Volatus II, mit dem die Fahrgäste fliegen dürfen, ist ihr ganzer Stolz.
Der Film „Flying over Europe“
Historische Entwicklung der Effekt-Kinos ohne Brille
3D fasziniert die Menschen schon seit dem letzten Jahrtausend. Allerdings muss dafür häufig nach wie vor zusätzlich eine spezielle 3D Brille verwendet werden, welche von manchen Menschen als störend empfunden wird. Die Wurzeln von 3D ohne Brille bzw. riesigen Projektionsflächen entstanden Ende der 70er Jahre in sogenannten Cinema 180 Halbkugelzelten, wo die Hälfte der Kuppel mit einem Film durch einen Kinoprojektor bespielt wurde. Auf Jahrmärkten waren sie in den 80er Jahren sehr beliebt. Auch in vielen Freizeitparks waren sie vertreten darunter der ehemalige Traumlandpark in Bottrop, das Phantasialand, der Holiday Park, der Safaripark Stukenbrock oder das Fort Fun. Später gab es sogar eine 360 Grad Variante, wie das Cine 360 im Phantasialand. Dort wurde auch bis 2015 eine 3D Darstellung mit einem Fahrsimulator kombiniert unter den Namen Galaxy sowie Race for Atlantis. Allerdings ließ die Qualität des Fahrkomforts mit den Jahren spürbar nach. Disney verfolgte den 360 Grad Gedanken weiter in seinen Parks wie in Epcot oder mit dem Visionarium im Disneyland Paris. Das Voletarium im Europa Park ist die Krönung dieser Entwicklung, wobei auch hier keine Brillen verwendet werden. Der Film ist also im Grunde kein 3D-Film. Hier wird ein hochauflösender 3D Effekt ohne Brille durch die Rundkuppel inklusive Surround Sound inszeniert, welcher durch das bewegliche Fahrgeschäft und zusätzliche Spezialeffekte wie Wind, Nebel und sogar Gerüche harmonisch ergänzt wird.
FAZIT
Das Voletarium ist ein absolutes Muss-Erlebnis bei jedem Europa-Park Besuch. Die Attraktion beeindruckt alle Sinne und die Begeisterung wirkt lange nach, so dass die Fahrgäste „nochmal“ rufen. Michael Mack kommentierte per Twitter: „It is just amazing!“ und wir fügen gerne noch ein typisch amerikanisches „Awesome“ hinzu. Das harmonische Zusammenspiel aller Komponenten auf höchsten technischen Niveau simuliert bestmöglich einen Flug über wunderschöne Gebiete unserer europäischen Heimat. Wermutstropfen werden sicherlich die sehr langen Wartezeiten auf das Flugerlebnis sein, aber zum einen gilt die englische Einstellung „auf gute Dinge muss man warten“ und zum anderen ist der Wartebereich detailverliebt thematisiert. Ferner werden Zeittickets angeboten, die einen schnelleren Zugang zu einer durch das Ticket zugewiesenen Zeit ermöglichen. Einen Single Rider Eingang gibt es ebenfalls. Der zum dritten Mal in Folge zum besten Freizeitpark der Welt (lt. Golden Ticket Award) gewählte Europa Park hat im Jahr 5,5 Millionen Besucher mit Tagesspitzen von über 30.000 Gästen.
Wir empfehlen einen Besuch des Voletariums in der Mittagszeit zwischen 12:00 und 15:00 Uhr, weil sich dann erfahrungsgemäß die meisten Parkgäste im hinteren Teil des Freizeitparks aufhalten. Die Unternehmerfamilie Mack hat auch in der achten Generation wieder alles richtig gemacht und ihre Kernzielgruppe, die Familie, alters- sowie sprachunabhängig bespaßt. Europa-Park Chef Roland Mack schwärmte mit den Worten „Es ist besser als jede Achterbahn“ von seiner neuen Großattraktion. Diese Meinung können wir bei aller berechtigten Begeisterung nicht ganz teilen, denn die realen positiven und negativen G-Kräfte im Geschwindigkeitsrausch können noch nicht komplett simuliert werden. Spiel verderbende Miesepeter könnten auf aller höchstem Niveau kritisieren, dass die Auflösung des Films noch höher wirken könnte, oder gelegentlich der komplette Blick von der Leinwand nicht immer ausgefüllt wird, wenn man beispielsweise in der oberen Gondelreihe sitzt und nach oben schaut. Aber eines können wir versprechen: „von dieser Attraktion kriegen Sie nie genug“, „dieses wundervoll mit allen Sinnen spürbar harmonische Fahrgefühl macht süchtig“. Auf Anfrage von Freizeitpark-Welt.de teilte uns Michael Mack auf der Pressekonferenz mit, dass der Film „Flying over Europe“ ca. drei Jahre laufen wird, bevor andere Filme in das Voletarium integriert werden. Genaueres ist in Anbetracht der vielfältigen und ganzheitlichen Möglichkeiten des Systems noch nicht geplant.
Was jedoch besonders faszinierend ist, sind die vielen Möglichkeiten, die mit dem Voletarium einhergehen. Selbstverständlich ist die Neuheit am Eingang auch im Winter ein Anziehungspunkt und dürfte in den kommenden Jahren auch bei den verschiedenen Events noch einige Updates bekommen. Apropos Update: So eins wurde gerade heute von Michael Mack via Twitter verkündet. Ab sofort soll das Voletarium mit verbessertem Film am Start sein. Insofern dürfte hier gerade mal der Anfang einer großen Geschichte rund um das Voletarium gemacht sein.
Und wie finde ich das Voletarium?
Ich konnte bisher nur die Single Rider-Wartereihe wahrnehmen und kam so nur in den Genuss der ersten beiden Räume. Einmal oben auf dem großen Verteiler-Hub angekommen, war die Wartezeit doch sehr zäh. Mal ging es schneller vorwärts, mal stand man fast 5-6 Minuten auf einer Stelle. Aus veranschlagten 10 Minuten wurden so 20 Minuten Wartezeit, doch natürlich ist die Belegung der Single Rider Plätze stark von der Standby-Queue abhängig. Vielleicht habe ich hier also nur schlechtes Timing bewiesen. Einmal zugeteilt, stellt man sich in kleinen Grüppchen direkt vor eine Ebene des Flying Theatres. Auch hier gab es beim Einstieg kleinere Kinderkrankheiten zu erleben. Gurte mussten mehrmals kontrolliert werden. Gepäck abgelegt. Ganz so effizent, wie bei den Achterbahnen geht es hier doch nicht zu Werke.Doch beim Film gab es dann nichts zu meckern. Das Feeling kommt sehr gut rüber und auch die Effekte sind wohldosiert, sogar der Sprühnebel ist endlich mal halbwegs realistisch dosiert, so dass man tatsächlich meinen könnte man schwebt durch die Wolken. Und genau das Feeling sollte ja auch Ziel der 25-Millionen-Euro-Nummer sein. Insofern: 5/5.
Da ich beide Male Zugang über das Zeitticket habe, bin ich nicht in den Genuss der tollen und auffändig gestalteten Thematisierung des Wartebereichs gekommen. Wärend der "normale" Wartebereich 55-60 Minuten Wartezeit hatte, war der Zeitticket-Zugang zwischen 5-10 Minuten möglich.
Ich saß einmal ganz oben links und einmal ganz unten in der einzelnen 10er Gondel. Die Gondeln harmonieren sehr gut mit dem gezeigten Film. Normalerweise habe ich in "Simulatoren" immer Probleme, da ich den gezeigten Film und die dazugehörigen Bewegungen nicht gut vertrage. Voletarium ist da anders. Nach kurzer "Justierung" meiner Sinne, bin ich bei der ersten Fahrt sehr begeistert von der Größe der Leinwand, den gezeigten Bildern, den Bewegungen. Ja, ab und an habe ich die Beine hochgemacht, um nicht am Turm von Schloss Neuschwanstein hängen zu bleiben. Neben den gut abgestimmten Bewegungen der Gondel, tragen die unterschiedlichen Gerüche zu einem tollen Erlebnis bei. Es riecht nach Wald, dann riecht es nach der Blumenwiese und dann wieder nach der Eislandschaft.
Voletarium hat - und das war eine Hauptüberlegung der Standort-Wahl - zur Belebung des deutschen Themenbereichs beigetragen. Es ist nicht "nurnoch" Eingang mit Shopping-Passage und Zugang zum EP-Express, sondern nun auch Zugang zu einer außergewöhnlichen Attraktion. Bei Tagesbesuchern wird Voletarium mit Sicherheit in den nächsten Jahren ein "must see", bei Jahreskarten-Inhabern (wie mir) ist es eine "can do"-Attaktion. Voletarium ist spektakulär, bietet aber nicht den Vielfahrer-Spaß wie eine Achterbahn oder eine der unzähligen Themenfahrten.
Im deutschen Themenbereich erwartet die jährlich fast 6 Millionen Besucher mit dem Voletarium eine erstklassig thematisierte Fahrattraktion, welche in Deutschland neue Maßstäbe gesetzt hat. Beim ersten Besuch vom Voletatium Ende Oktober 2017 lagen die Wartezeiten in Spitzen bei 100 Minuten und die für den Europa Park neuartigen Fastpässe waren zum Teil schon um 10.00 Uhr alle, für den Tag, ausgebucht. Somit gab es hier die erste Paraellität zum großen Vorbild in den Disneyländern mit Soarin.
Wie schon erwähnt ist die Thematisierung bis zur Pre-Show, kurz vor dem Boarding, erstklassig, doch kann der erste negative Punkt. Eine etwas zu gut gelaunte Eurowings- Stewardess erläutert mit einem etwas schwer verständlichen Professor die Regeln an Bord. Die Rückprojekten auf welchen die Boarding-Regeln erläutert werden, blendeten bei meinem Besuchen so, dass man nicht alles vom Video gesehen hat.
Das Boarding verlief bei meinen fünf Besuchen meist im vorgegeben Zeitlimit und nach dem man in den bequemen Sitzen Platz genommen hat, beginnt das Fliegen. Ich habe alle drei Ebenen testen können und fand den Flug unten am Besten. Aber das ist halt immer eine persönliche Geschmacksache. Die Flugeigenschaften an Bord waren gut, aber schlechter als beim Debütanten in den Disneyparks. Regelmäßig hatte ich nach dem Verlassen vom Voletarium eine leichte Übelkeit. Nun komme ich zum großten Kritikpunkt- der Film. Es gibt sehr viel Anleihen vom Soarin Film (Soarin Over California), aber nach sehr starkem Beginn mit dem Durchfliegen von der Pariser Stadtmitte flacht der Film eindeutig, bis zum sehr guten Ende im Europa Park, ab und begeisterte mich persönlich nicht. Insgesamt begeistert die Thematisierung die sehr detailverliebt ist, die Flugeigenschaften sind in Ordnung, aber der Film konnte mich nicht begeistern, weit aus schlechter als bei Soarin und das obwohl einige Anleihen vom großen Vorbild sich der Europa Park als Vorbild nahm.