The Voyage ist die laut American Today beste Holzachterbahn der Welt und das mit einem deutlichen, zehnprozentigen Vorsprung auf alle anderen Konkurrentinnen. Die Rollercoaster Fangemeinde pilgert seit 2006 nach Santa Claus und beschert seit dem Holiday World konstant über 1 Million Parkbesucher im Jahr, obwohl die amerikanische Konkurrenz im Eröffnungsjahr der Bahn mit den zeitgleich ins Leben gerufenen Coastern El Toro (Six Flags Great Adventure) und Kentucky Rumbler (Beech Bend Park) sehr groß war. Im Vergleich zu den meisten Holzachterbahnprojekten ist The Voyage mit ca. 8 Milionen Dollar Produktionskosten vergleichsweise günstig. Warum, wo sie doch eine Fahrtstrecke von 1.964 Metern sowie 2 Minuten und 45 Sekunden Fahrzeit bietet und damit doppelt so lang ist, wie eine durchschnittliche Holzachterbahn?
Ein Grund dafür ist, dass The Voyage zu der Kategorie der sogenannten Hybrid Coaster zählt. Sie besitzt ein flexibles Stahlgerüst, worauf die Holzachterbahnstrecke montiert wurde. Ein weiterer Grund ist der außergewöhnliche Streckenverlauf der Bahn, wobei ca. zwei Drittel der Fahrt häufig in Bodennähe verläuft. Das Gerüst benötigt wenig Platz, der Umriss der Bahn (Silhouette) ist schlank und sie kann somit direkt durch den Wald führen. Dicht vorbei an Bäumen und Sträuchern rast der Zug wie ein aufgescheuchtes Wildreh durch das Dickicht, weit weg vom eigentlichen Themenparkgelände. Dabei werden nicht weniger als 7 Tunnel durchfahren und die einzigartige Reise bietet insgesamt unfassbare 25 Sekunden Airtime, mehr als jede andere Holzachterbahn auf der Welt. Der Vorteil der zahlreichen Erhebungen im Gelände wurde von den Konstrukteuren der Gravity Group optimal genutzt, so dass den Fahrgästen im Wald das Gefühl vermittelt wird, immer schneller mitten durch die Natur zu rasen. Die Bahn scheint mit der naturbelassenen, urwüchsigen Umgebung verwachsen zu sein, wodurch sie natürlich perfekt thematisiert wirkt.Erste Schläge beim First Drop
Wer auf brachiale Holzachterbahnfahrten steht, wird The Voyage lieben, denn diese Bahn schlägt schon beim First Drop. Die klassischen Züge von Philadelphia Toboggan Coasters sind sehr robust und geben jede Erschütterung an die Wagen weiter, so dass die Passagiere einiges weg zu stecken haben. Die Züge bestehen aus sieben Wagen zu je 4 Fahrgästen, d. h. insgesamt finden 28 waghalsige Passagiere Platz. Interessant ist, dass auf allen Holzachterbahnen in Holiday World bisher die gleichen Züge fahren. Ab der Saison 2010 werden auf The Voyage die neuartigen Züge der Gravity Group, die sogenannten Timberliner Trains, erstmalig eingesetzt. Sie sind wesentlich ergonomischer verarbeitet und die Fahrwerke passen sich den Kurvenverläufen an. Offensichtlich ist die Kritik einiger Fahrgäste über das sehr ruppige Fahrgefühl in der Chefetage des Parks angekommen. Womöglich möchte man sich auch vor dem klagefreudigen, amerikanischen Publikum schützen, weswegen jüngst die ebenfalls als sehr ruppig bewertete Holzachterbahn „The Son of the Beast“ in King’s Island für immer geschlossen werden musste. Trotzdem wird es einige ganz harte Woody-Coaster-Freaks geben, die schon jetzt auf The Voyage die klassischen PTC-Züge vermissen.
klassische Holzbahn
Auf das Projektergebnis ihrer Arbeiten können alle Beteiligten sehr stolz sein. The Voyage erfüllt restlos jegliche Erwartung von Achterbahnfans klassischer Holzbahnen, wobei ständig mit der individuellen Schmerzgrenze gespielt wird. Der Streckenverlauf von The Voyage ist phänomenal. Nach dem 66 Grad steilen First Drop aus 50 Metern beschleunigt die Holzachterbahn auf 109 km/h, es folgen zwei große Airtimehügel, wobei die Züge über die Baumkronen fliegen. Dann geht es erst richtig los, The Voyage brettert hinunter in einen dunklen Tunnelabschnitt, kommt kurz ans Tageslicht und durchfährt sofort wieder eine Tunnelpassage. Es folgt ein lang gezogener Camelback in Bodennähe, der direkt in den dritten Tunnel mündet. Wieder am Tageslicht jagt die Bahn durch ein unübersichtliches Labyrinth voller halsbrecherischen Steilkurven und kurzen Airtimehügeln, die sogar die Züge aus den Kurven hinausdrücken. Wer auf diese extremen Fahrfiguren im irren Tempo zusteuert, brüllt vor Angst, weil sie rein optisch nicht fahrbar wirken. Zweimal werden sogar 90 Grad Steilkurven bezwungen. Unter Lichtflackern wird nochmals ein kleiner Tunnel durchfahren und dann gönnen die Gravity Group Konstrukteure ihren Fahrgästen eine kleine Verschnaufpause in der einzigen Blockbremse, bevor die Reise in Richtung Station auf unglaubliche Art und Weise weiter geht.
Odysee beim Bau
Bei der Planung der Ausnahmebahn wurde vom Sachverstand der Fans profitiert. Paula Werne, die Marketing- und Pressemanagerin des Parks, hatte die „Secret Nine“ ins Leben gerufen. Dabei handelte es sich um neun Vertraute, denen die geheimen Pläne von The Voyage zugänglich gemacht wurden und deren Sachverstand berücksichtigt werden sollte. Sie wurden zum Stillschweigen verpflichtet, operierten im Verborgenen und kannten zunächst nicht die Identität ihrer Mitstreiter. Dave Althoff Videotechniker aus Ohio, Matt Campbell Versicherungsberater aus Indianapolis waren beispielsweise Teilnehmer dieses geheimen Zirkels. Viele Ideen und Ratschläge der geheimen Berater flossen in die Gestaltung von The Voyage mit ein, so waren die Inspirationen von Bill Childs für die zahlreichen dunklen Tunnel verantwortlich. The Voyage wurde in die Natur des Waldes sukzessive integriert, was zur Folge hatte, dass die Konstruktionspläne der Gravity Group während die Bahn gebaut wurde entstanden, um sich immer wieder ideal an die natürliche Umgebung anpassen zu können. Der bauliche Vorarbeiter Jeff Mason lobte die Kompetenz der Ingenieure, beschwerte sich jedoch häufig über das ständige Umschmeißen der Pläne, wodurch extremer Termindruck entstand. Während der Bauarbeiten machte der sehr weiche Untergrund immer wieder große Probleme, wodurch insbesondere die Tunnelarbeiten extrem erschwert wurden.