2023-02-01 22:28:40 - 822 Aufrufe
Querzahnmolche neu im Zoo Osnabrück
Seit neuestem lebt mit Andersons Querzahnmolch eine vom Aussterben bedrohte Tierart am Schölerberg. Mit der Aufnahme dieser Amphibien beginnt der Zoo Osnabrück seine Teilnahme am Erhaltungszuchtprogramm „Citizen Conservation“.
Rund 15 Zentimeter lang, gefleckt und mit leuchtend roten Fäden an den Kiemenbüscheln: Seit kurzem leben fünf Andersons Querzahnmolche im Zoo Osnabrück. Die Amphibien leben im Tetra-Aquarium in direkter Nachbarschaft zu Garnelen und Prachtschmerlen. „Ich freue mich sehr über diese neuen, spannenden Tiere“, so Stefan Bramkamp, Revierleiter des Tetra-Aquariums. „Für unsere neuen Zoobewohner haben wir das ehemalige Axolotl-Becken hergerichtet – die leben übrigens immer noch bei uns, aber hinter den Kulissen. Die Querzahnmolche sind relativ pflegeleicht, allerdings ist ganz wichtig, dass die Wassertemperatur immer zwischen 16 und 20 Grad liegt, wärmer dürfen sie es nicht haben“, erklärt der Tierpfleger. Zu Fressen bekommen die Amphibien spezielle Pellets, ab und zu auch Regenwürmer oder rote Mückenlarven.
Musterbeispiel für Entstehung von Biodiversität
Besonders ein Blick auf die Evolution des Querzahnmolches lohne sich, weiß Tobias Klumpe, Zoologische Leitung. „Der Querzahnsalamander lebte als Larve im Wasser und ging zur Metamorphose zum Salamander an Land. Dort allerdings wurde das Klima immer trockener, Salamander benötigen aber eine feuchte Umgebung. So blieb der Salamander irgendwann im Larvenstadium einfach im Wasser – und damit sozusagen in ewiger Jugend“, erklärt der Biologe. Letztendlich sorgten evolutionäre Mechanismen dafür, dass die gesamte Population der Querzahnsalamander im Wasser blieb, was Überlebensvorteile mit sich brachte. Die Querzahnmolche überspringen die Entwicklungsphase zum Salamander und werden im Larvenstadium geschlechtsreif. „Das ist Evolution zum Anfassen, ein tolles Beispiel, wie Tiere sich an ihre Umgebung anpassen müssen“, so Klumpe. Bei den Querzahnmolchen greift zudem der „Insel-Effekt“: Sie kommen nur im Hochland von Mexiko, im Laguna de Zacapu, vor. Sie passten sich an die Gegebenheiten von diesem rund 40 Hektar großen See an und weichen in Aussehen und Bedürfnissen deutlich von andere Querzahnmolchen ab. „Der See allerdings wird durch den Menschen stark verschmutzt und die Querzahnmolche zudem bejagt – daher gilt Andersons Querzahnmolch mittlerweile als ‚vom Aussterben bedroht‘. Das ist eine Stufe vor der kompletten Ausrottung in der Natur“, so Klumpe weiter.
Citizen Conservation: Ergänzung zum Arterhalt durch Zoos
„Der Zusammenbruch der Artenvielfalt wird immer dramatischer, doch die Kapazitäten von Zoos reichen schlichtweg nicht aus, um diese Aufgabe zu lösen.“ Und so gründeten die drei Träger-Verbände „Frogs & Friends e.V.“, der „Verband der Zoologischen Gärten e.V.“ sowie die „Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V.“ die Initiative „Citizen Conservation“. „Unter dem Dach dieser Initiative soll die koordinierte Erhaltungszucht von Tierarten durch die Zusammenarbeit von privaten und institutionellen Haltern gefördert werden“, berichtet der Biologe. „Uns ist es sehr wichtig, an diesen koordinierten Programmen teilzunehmen. Dabei liegt hier der Fokus auf zum Teil noch weniger bekannten Tierarten, die jedoch ebenso attraktiv wie schützenswert sind. Künftig werden wir uns stärker bei Citizen Conservation engagieren und freuen uns darauf dieses tolle Konzept zu unterstützen.“